Fotokritik

The Operators‘ Invisible Hands

Posted in Uncategorized by Joachim Schmid on Oktober 5, 2013

The Operators‘ Invisible Hands
An increasing portion of our information input is filtered by Google. The company’s business model seems to work best when its activity is invisible. It seems to provide natural information. Of course it doesn’t, and of course there are not only algorithms at work but also humans. We are not supposed to notice them but sometimes we encounter traces of their presence.
There are humans who operate the devices that scan all those volumes we can study in Google Books. One hand turns the page, the other one presses the button, again and again. Humans make mistakes. A tiny delay here, a bit of negligence there – and one hand takes a picture of the other one. Part of a page is covered by a scanner operator’s hand. The company employs search robots who are supposed to find and eliminate these glitches. We don’t know how good, how fast, and how successful these robots are, but we know they are not perfect. We know because New York based artist Paul Soulellis found some of these unwanted pictures before the robots had a chance to withdraw them from circulation. His series Apparition of a distance, however near it may be is a collection of snapshots from Google Books showing the hands of anonymous people who do the job we readers depend on.
These pictures are supposed not to exist, and the company spares no effort to erase them as soon as possible. The obvious reason is that the unintentionally scanned hands obscure information. Another reason may be that the very same hands provide unwanted information about the staff who operate the scanners, raising questions about race and gender. Use the Google web search function to learn about the working conditions in the company’s scan mills.

Das unsichtbare Personal
Eine stetig wachsende Menge unserer Information ist von Google aufbereitet. Das Geschäftsmodell der Firma basiert auf ihrer Unsichtbarkeit; der Informationsfluss funktioniert umso glatter, je weniger wir ihre Tätigkeit wahrnehmen. Sie scheint reine, quasi naturgegebene Information zur Verfügung zu stellen. Das ist selbstverständlich nicht so, und ebenso selbstverständlich sind bei der Informationsverarbeitung nicht nur Algorithmen zugange, sondern auch Menschen. Deren Wirken soll verborgen bleiben, doch werden Spuren menschlicher Tätigkeit trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gelegentlich sichtbar. 
Es sind Menschen, die all die Bücher scannen, die uns in Google Books zur Verfügung gestellt werden. Es ist eine einfache, repetitive Tätigkeit; eine Hand blättert um, eine Hand drückt den Knopf. Blättern, drücken, blättern, drücken. Menschen machen Fehler. Eine Verzögerung hier, eine kleine Unachtsamkeit da, und schon fotografiert die drückende Hand die blätternde. Ein Teil einer Buchseite ist von der Hand der Person, die den Scanner bediente, verdeckt. Die Firma lässt die gescannten Bücher von Robotern durchsuchen, die solche Fehler erkennen und beheben sollen. Wir wissen nicht, wie gut, wie schnell und wie zuverlässig diese Roboter sind, doch wissen wir, dass sie keineswegs perfekt sind. Wir wissen dies, weil der New Yorker Künstler Paul Soulellis solche unerwünschten Bilder aufspürte, bevor die Roboter sie aus dem Verkehr ziehen konnten. Seine Serie Apparition of a distance, however near it may be versammelt Momentaufnahmen aus Google Books, die jeweils die Hände unbekannter Personen zeigen, die im Auftrag der Firma Bücher scannen. 
Diese Bilder sind unerwünscht und die Firma unterlässt keine Anstrengung, um diese so schnell wie möglich zu eliminieren. Der offensichtliche Grund dafür ist, dass die unbeabsichtigt mitfotografierten Hände Information verdecken. Es könnte jedoch noch einen weiteren Grund für diesen Eifer geben. Die Bilder geben ungewollt Hinweise auf das von der Firma beschäftigte Personal, auf Geschlechts- und Rassenzugehörigkeit derjenigen, die in den Scan-Fabriken arbeiten. Wer sich für deren Arbeitsbedingungen interessiert, kann mit einer einfachen Google-Suche viel in Erfahrung bringen. 

Joachim Schmid
August 2013

Apparition of a distance, however near it may be

Im Auftrag der in Lausanne erscheinenden Zeitschrift ELSE, in deren Nr. 6 der Text erschien.
Deutsche Version für das Blog fotokritik.de.